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Version vom 7. Mai 2020, 11:40 Uhr
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Manfred Müller # wurde am 17.05.1948 und spielte in der Saison 1977/78 und 1978/79 bei Freundschaftsspielen im Team der ESG Kassel.
Laufbahn als Spieler
Als einer der profiliertesten Abwehrspieler im deutschen Eishockey der 70er und 80er Jahre galt der aus Bayern stammende Manfred Müller, der 1973 mit dem Berliner SC deutscher Meister wurde und danach beim VfL Bad Nauheim eine Eishockey-Ära miterlebte. Nach einem Intermezzo in Frankfurt war er auch in der zweiten Liga beim EC eine feste Größe.
Am 17. Mai 1948 in Füssen im Allgäu geboren und dort mit Eislaufen als Schulsport groß geworden, wurden Talentspäher des EV Füssen früh auf den jungen Manfred aufmerksam, der bald glänzend mit dem Schläger umging. Müller durchlief bei EV Füssen alle Nachwuchsmannschaften und fiel schon mit 18 bundesweit auf. Das traf sich gut für Manfred Müller, der gerne aus der „biederen Kleinstadt“ ausbrechen wollte und in Berlin, beim traditionsreichen Berliner Schlittschuhclub landete. Eishockey im Sportpalast, für den Bayern ein riesiges Erlebnis. 1973 gelang der Titelgewinn mit Abwehrstütze Müller.
Seit 1974 in Bad Nauheim Der selbständige junge Mann wechselte 1974 mit seiner Berliner Frau und Tochter nach Bad Nauheim, wo er beim erfolgreichen VfL beste Abwehrdienste verrichtete, dazu als Bankkaufmann eine gute Arbeitsstelle bekam. Mit Rainer Philipp, Ralf Pöpel, „Pilo“ Knihs, Dieter Jehner, unter Trainer Olejnik, wurde in Bad Nauheim ein Eishockey-Boom begründet.
„Wir waren eine Kämpfertruppe“, so Müller, der den Spitznamen „Tiger“ nicht umsonst erhielt. Gleich 1975 belegte der VfL Bundesligaplatz drei, knapp hinter dem Meister — das beste Resultat der Vereinsgeschichte. Jahrelang war man vorne mit dabei. Der VfL besiegte in einem Turnier gar die polnische Nationalmannschaft. Die Bad Nauheimer reisten einst nach Leningrad, Chamonix, Cortina und mehrten den guten Ruf der Kurstadt. 1980 ging Müller für ein Jahr zum Berliner SC, bei dem sein jüngerer Bruder Franz spielte und kehrte 1981 zum VfL Bad Nauheim zurück. Nach dem Konkurs des VfL wurde Eishockey in der Wetterau nur noch in der Regionalliga gespielt, als EC Bad Nauheim.
Nachwuchstrainer beim EC Das umging Manfred Müller mit zwei Spielzeiten in Frankfurt, ehe er endgültig in der Wetterau blieb; der EC spielte nun in der zweiten Bundesliga eine gute Rolle. Heute noch, „mehr ist nicht drin“, so der Fachmann, der seit vier Jahren Nachwuchstrainer bei den kleinen „Roten Teufeln Bad Nauheim“ ist, denen sein Enkel Lucas, ebenfalls Abwehrspieler („der Opa hat abgefärbt“), angehört. Seine Tochter Melanie war eine gute Turnerin, Sohn Sebastian (34) spielt gern Tennis. Müllers Frau Barbara ist eine begabte Malerin, wie zahlreiche Exponate im Hause belegen, und die auch gute Kontakte zum renommierten Frankfurter Städel hat. Auch ein Grund für den Allgäuer, in Hessen seine Heimat gefunden zu haben. „Hier ist es angenehm zu leben“, betont Manfred Müller, der als umtriebiger Pensionär mit lebhafter Vita hochzufrieden wirkt. Aber gerade die überschaubare Kleinstadt Bad Nauheim gefällt ihm. Die Kontakte nach Berlin und vor allem Füssen haben die Müllers trotzdem nie abreißen lassen. Da sind die alten Schulfreunde wie ein Sepp Völk, auch ein Eishockeycrack. Im Allgäu ist dann Bergwandern angesagt, nachdem das Eishockey-Ass lange begeisterter alpiner Skisportler war.
Golfen in der Freizeit In Bad Nauheim und Umgebung spielt Manfred Müller gerne und gut Golf (Handicap 11!), oft mit den Ex-Teamkameraden Knihs und Pöpel sowie deren Söhnen. Das hält ähnlich fit, wie die „roten Teufel“ jung. Der freundliche, hilfsbereite „Stier“ wirkt mit 66 Jahren („da fängt das Leben an“) ausgeglichen. „Im Eishockey war ich ein unangenehmer Gegner, sehr kernig“, sagt Manfred Müller, „auf dem Eis war ich ein anderer Charakter als der, den Sie jetzt vor sich haben!“ Man glaubt es kaum.
Statistik gegen Manfred Müller
Saison 1989/1990
Sieg – Qualifikation zur 2. Bundesliga Nord So. 08.04.1990 - 19:00 Uhr EC Kassel - EC Bad Nauheim 5:1 (1:0/2:0/2:1)
Sieg – Qualifikation zur 2. Bundesliga Nord Fr. 09.03.1990 - 20:00 Uhr EC Bad Nauheim - EC Kassel 2:7 (0:3/1:2/1:2)
Unentschieden – Ablösespiel Mi. 20.12.1989 - 20:00 Uhr EC Kassel - EC Bad Nauheim 4:4 (0:1/2:2/2:1)
Interview mit Manfred Müller
Interview mit Manfred „Tiger“ Müller, ehemaliger Profi-Spieler, 1. Mannschaftstrainer und aktueller Nachwuchstrainer der Roten Teufel.
Jörg Kirschenbauer (JK): Hallo Herr Müller, ich freue mich, dass wir heute nach den vielen Einzelgesprächen nun endlich heute das offizielle Interview machen. Bei allem Respekt, darf ich dazu, wie zu allen anderen Trainern auch „Du“ sagen?
Manfred Müller (MM): Ja klar, da habe ich überhaupt kein Problem damit. Auch ich freue mich heute hier im Vereinsheim der Rote Teufel Deine Fragen beantworten zu können.
JK: Du trainierst ja aktuell die Jüngsten der Roten Teufel in Bad Nauheim. Die Kinder sind i.d.R. zwischen fünf und acht Jahre alt. Wann hast Du selbst eigentlich mit dem Eishockey begonnen, wo war das und wie ist es dazu gekommen?
MM: Ich war acht Jahre alt und in der zweiten Schulklasse. Bei uns in Füssen war Eislaufen ein offizieller Bestandteil des Schulsports, was ich übrigens noch immer für eine sehr gute Idee halte und unbedingt auch heute wieder in Bad Nauheim so praktiziert werden sollte. Regelmäßig schauten die Trainer des EV Füssens beim (Schul-)Eislaufen zu und suchten sich gute und talentierte Kinder raus und nahmen diese einfach mit zum Eishockey. Das Eishockey machte mir fortan viel Spaß und so habe ich in Füssen alle Nachwuchsmannschaften bis hin zu den Junioren durchlaufen.
JK: Wie ging dann Deine Eishockeykarriere weiter?
MM: Von Füssen wechselte ich anschließend zum traditionsreichen Berliner Schlittschuhclub, welcher damals in der höchsten Spielklasse auf Torejagd ging und mit dem ich in der Saison 1973/ 74 auch die Deutsche Meisterschaft gewann, was zugleich auch der Höhepunkt meiner Eishockeylaufbahn darstellt. Der Berliner Club Trainer Xaver Unsinn übernahm im Folgejahr die Deutsche Nationalmannschaft. Ich aber wechselte nach Bad Nauheim.
In Bad Nauheim war Ladislav Olejnik Trainer, der zuvor in den 1950ern und 60ern zu den besten Spielern der Tschechoslowakei gehörte, der 38 Mal für die dortige Nationalmannschaft spielte sowie weiterhin insgesamt 11 Mal CSSR-Meister wurde. Olejnik trainierte zunächst in Deutschland den EC Bad Tölz, mit dem er 1970 die deutschen Vize-Meisterschaft holte, wechselte 1974 zum VfL Bad Nauheim, den er in dieser Saison zum sensationellen 3. Platz führte, übrigens der besten Platz in der Bad Nauheims Bundesliga-Geschichte. Bei diesem Herrn Olejnik wollte ich mich unbedingt sportlich weiterentwickeln. Bad Nauheim gehörte damals neben Berlin, Landshut, Krefeld und Düsseldorf zu den Top-Adressen im deutschen Eishockey. Hier spielte ich z.B. mit den Kontingentspielern Sture Leksell (S) und Ivan Guryca (F) sowie aber auch beispielweise mit Horst und Rainer Phillip, Werner Bachmann, Paul Langer und Rolf „Pilo“ Knihs. Neben Leksell war Dieter Jehner im Bad Nauheimer Tor.
JK: Es ist sehr spannend zuzuhören, ich bin sehr interessiert, wie ging es weiter?
MM: In Bad Nauheim spielte ich bis zum Niedergang des VfL 1982 in der höchsten Liga. Der neu gegründet EC Bad Nauheim musste in der Regionalliga beginnen und so wechselte ich für zwei Spielperioden nach Frankfurt, das in dieser Zeit in der 2. Bundesliga war, bevor ich 1983 wieder das Trikot in der Wetterau überzog. Mit Bad Nauheim gelang dann der Aufstieg von der Oberliga in die 2. Bundesliga, wo ich bis Ende der Saison 1986/ 87 aktiv spielte.
Im Anschluss an meine Spielerkarriere begann ich beim DEB meine Trainerausbildung, welche ich mit dem so genannten „B“-Schein abschloss, der zum offiziellen coachen bis hin zur 2. Bundesliga befugt. In der Saison 1989/ 1990 trainierte ich dann die erste Mannschaft in Bad Nauheim, nachdem man Ivan Guryca kurzfristig von seinen Aufgaben entbunden hatte. Im Spielerkader waren zum Beispiel die Akteure Thomas Barczikowski oder Marcus Jehner sowie z.B. die Nauheimer Steffen Michel, Carsten Greb oder Ingo Schwarz. Zum Team gehörten u.a. auch Jerzy Potz (PL), Richie Jaroki und Ralf Hartfuss, der in der aktuellen Saison 2010/ 11 noch in Kassel in der Hessenliga um den Aufstieg spielt.
JK: Das ist erlebte Bad Nauheimer Eishockey-Geschichte pur. Leider ist dann Bad Nauheim, ob der abermals finanziellen Schräglage wieder in die Oberliga abgestiegen.
MM: Ja, das stimmt. Besonders schade war das für die vielen guten Spieler aus dem Bad Nauheimer Nachwuchs, die sich in der ersten Mannschaft wirklich engagierten. Bad Nauheim hatte und hat heute noch immer eine sehr gute Nachwuchsarbeit. Aus beruflichen bzw. zeitlichen Gründen konnte ich leider das Oberligateam fortan nicht trainieren, übernahm aber, weil ich eben die Bad Nauheimer Jungs nicht im Stich lassen wollte, in den 1990´er Jahren diverse Nachwuchsmannschaften u.a. die Junioren und die Jugend. Hier coachte ich z.B. die heute aktuellen Oberligaspieler Dennis Cardona und Oliver Bernhardt.
JK: Eine gewisse Zeit lang, warst Du aber nicht mehr auf dem Bad Nauheimer Eis zu sehen. Zum Glück für unseren Verein bist Du aber wieder da. Wie kam es zu dem Comeback?
MM: Nun ja, gerne möchte ich meinen Enkel Lukas Hampl (Anmerk.: 7 Jahre alt und bei den Jüngsten der Roten Teufe aktiv) sowie natürlich auch den anderen Kindern, die Spaß am Eishockey haben, meine Erfahrung mit auf den Weg geben. So bin ich nun seit über einem Jahr wieder mit dabei. Ich möchte den Kindern im Verein das ordentliche Schlittschuhlaufen beibringen, ihren Ehrgeiz fördern und die leider etwas in unserer Gesellschaft verloren gegangen Disziplin lehren. Eishockey ist eine tolle Sportart. Es fördert jeden Einzelnen, aber auch den Gemeinschaftssinn. Eishockey begünstigt die Konzentration durch Kondition.
JK: Mir gefällt Deine Eishockeyschule sehr gut, auch mein Sohn profitiert schließlich davon. Was macht Dein Training besonders?
MM: Besonders für mich ist, dass ich nun die Kinder von den Vätern trainiere, die bereits selbst bei mir zu den gleichen Übungseinheiten schon auf dem Eis waren. So ist beispielsweise der kleine Luis, Sohn von Martin Flemming aktuelle bei mir im Training. Auch der Paul Lemke eifert dem Markus nach, das macht wirklich große Freunde anzusehen.
JK: Was sagt eigentlich Deine Frau dazu, dass Du wieder mehr Zeit im Eisstadion verbringst?
MM: Erstens ist es meine Frau von früher so gewöhnt und außerdem freut sie sich darüber. Sie genießt es auch, wenn ich mit Lukas beim Training bin, dass sie z.B. etwas mit meiner Tochter unternehmen kann.
JK: Was war neben der Deutschen Meisterschaft ein weiterer Höhepunkt in Deiner Spielerzeit?
MM: Der VfL Bad Nauheim nahm früher am international besetzten Thurn & Taxis-Pokal teil. Wir bezwangen in der Saison 1976/ 77 anlässlich dieses Freundschaftsturniers hier einmal im heimischen Stadion die Polnische Nationalmannschaft vor über 6.000 Zuschauern. Den Sieg zum 1:3 holten wir uns erst in den letzten beiden Spielminuten, wo wir nach einem Rückstand noch zwei Tore schossen. Die Menge tobte. Das war ein unvergessliches und sehr, sehr schönes Erlebnis in meiner 10jährigen Spielerzeit in Bad Nauheim.
JK: Hast Du neben Eishockey noch andere Hobbys?
MM: Ich spiele schon immer auch Tennis. Außerdem bin ich in der Seniorenmannschaft des Friedberger Golfclubs aktiv.
JK: Ich danke Dir für das gute Gespräch. Außerdem danke ich Dir im Namen des Vorstandes sowie allen Vereinsmitglieder für Dein ehrenamtliches Engagement bei den Roten Teufeln. Ich wünsche Dir und Deiner Familie für 2011 alles Gute. Wir hoffen, dass Du so fit bleibst und uns noch lange im Verein unterstützt.
Trivia
- Spitzname "Tiger"
- Müller trug im April/Mai 1978 in einigen Freundschaftsspielen das Trikot der ESG
- Müller kam ebenfalls im Freundschaftsspiel gegen Deggendorf zum Einsatz
- Erzielte 1 Mal einen Hattrick in folgenden Spielen