Mit dem alten neuen Trainer Hans Zach brach man zur Saison 1998/1999 in ein neues Zeitalter der Kasseler Eishockeygeschichte auf. Doch aller Anfang war schwer...

Der Saisonrückblick

 

Rückblende auf den 17. März 1998. Die Kassel Huskies verlieren das vierte Relegationsspiel bei den Krefeld Pinguinen mit 1:2, das Ende der katastrophalsten Saison seit den Konkurszeiten Ende der Achtziger Jahre. Drei Trainer, ein zurückgetretener Manager und Präsident, sowie insgesamt 36!! Spieler, die teilweise eigene Fans attackierten und sich während eines Spiels untereinander prügelten. Der amtierende Vizemeister wurde zur Lachnummer, bei den Huskies herrschte Chaos. Zwölf Monate später ist wieder Urlaub angesagt, während acht andere Auserwählte gerade um die deutsche Eishockey-Krone kämpfen. Doch diesmal gehen die Huskies mit hoch erhobenen Kopf in die Ferien. In der Saison 1998/99 gab es in Nordhessen eine Mannschaft, die in jedem Spiel bis zum Letzten kämpfte, kurzum, es wurde wieder ehrlicher Sport in Kassel geboten.Vor dem Tor der Huskies Vor der Serie galten die Huskies bei Experten und Fachzeitschriften als Kanonenfutter. Platz 12 bis 13, von den Play-Offs weit entfernt, so lauteten die Prognosen. Zwölf deutsche, teilweise sehr junge Spieler in der multikulturellen DEL, das Kasseler Modell sorgte bundesweit für Schlagzeilen aber auch für Skepsis. Hans Zach, der alte, neue Trainer der Schlittenhunde mistete schon zum Abschluß der Katastrophensaison 1997/98 gnadenlos aus. Die wenigen Spieler, die Moral und Einsatzbereitschaft erkennen ließen wurden gehalten, der jämmerliche Rest geschaßt. Abzocker wie Paul DiPietro, die den eigenen Erfolg vor den der Mannschaft stellten, hatten in Kassel keine Chance mehr. Der Alpenvulkan„ verpflichtete gestandene DEL-Ausländer wie Shane Peacock, Francois Guay und Torwart Chris Rogles, erfahrene deutsche Spieler wie Kapitän Jürgen Rumrich, Jochen Molling und Günther Oswald und junge Spunde wie Niki Mondt, Daniel Kreuzer und Thomas Dolak. Eingeschlagen haben sie alle, auch die Youngsters bekamen ihre Eiszeiten und dankten es dem Coach mit Leistung.

Zach, der nach außen meist schroff, mufflig und launisch wirkt, stellte sich stets schützend vor seine Spieler, so wie eine Glucke vor die Küken. Die Mannschaft zeigte dafür Einsatz, Kampf und Moral von der ersten bis zur letzten Minute. Konflikte wurden anders als in der Vorsaison nicht nach außen getragen, ein Verdienst des strengen Regiments des Bundestrainers. Fast geräuschlos verlief die Trennung von Neuzugang John Lilley, der die Erwartungen nicht erfüllte. Aus privaten Gründen verließ Publikumsliebling Alex Wedl die Huskies, er suchte im beschaulichen Bad Nauheim Zuflucht. Dafür kam im November mit Sylvain Turgeon der vorher schmerzlich vermißte Goalgetter an die Fulda. Er hatte das, was vielen jungen Spielern fehlte, die nötige Ruhe und Abgeklärtheit vor dem gegnerischen Tor. „Sly„ erzielte in 34 Spielen 20 Treffer, war damit der erfolgreichste Torschütze im Husky-Rudel. Auch wenn Zach in der Öffentlichkeit nicht von den Play-Offs sprach, intern war es das Saisonziel Nummer Eins. In der Außenseiterrolle fühlten sich die Huskies pudelwohl. Am Ende fehlte dann nur ein mageres Pünktchen. Die letzte entscheidende Auswärtspartie bei den Augsburger Panthern, die am Saisonende stark auftrumpften, ging verloren. Doch die Play-Offs wurden vorher verspielt. Sicher ist es müßig darüber zu diskutieren, welche Partien es waren, deren Punkte in der Endabrechnung fehlten. Faktum ist jedoch, das sich die Schlittenhunde mit den sogenannten „Kellerkindern„ sehr schwer getan haben. Zwei Niederlagen gegen Rosenheim, gleich drei gegen die Berlin Capitals und Hannover Scorpions. Insbesondere die beiden Klatschen in der Hauptstadt schmerzten, denn der Gegner hatte jeweils bestenfalls Bundesliga-Niveau aufzuweisen. Ganz anders die Bilanz gegen die Spitzenteams. Zwei Heimsiege gegen Nürnberg und die Eisbären aus Berlin, gar vier Erfolge gegen die Mannheimer Adler und drei gegen die Kölner Haie. Ein besonderes Highlight war dabei der grandiose 3:0–Sieg vor 13000 Zuschauern in der gigantischen „Kölnarena„ am ersten Weihnachtstag. Die meist offensiv spielenden Spitzenmannschaften lagen den Huskies, die gerne aus einer starken Defensive heraus konterten. Nur mit dem ungeliebten Nachbarn aus Frankfurt hatte man seine Schwierigkeiten, ein einziges Pünktchen war die magere Ausbeute aus dem Duell mit den Raubkatzen aus Südhessen. Ärgerlich für die Huskies, das man immer auf Lions in Bestform traf, während die unmittelbare Play-Off Konkurrenz aus Augsburg, Köln und Landshut teilweise leichtes Spiel hatte. Frankfurt verlor am Ende der Saison neun von zehn möglichen Partien; die vorher souveränen Löwen mutierten zum Schluß zu harmlosen Hauskatzen.

Während der „Alpen-Vulkan„ auch nächste Saison in Kassel speien wird, gibt es auf der Manager-Position erneut eine Veränderung. Der Vertrag mit Stefan Metz wurde nicht verlängert, der Nachfolger von Uli Egen darf nach nur zwölf Monaten seine Koffer packen. Unbestritten sind seine Erfolge im sportlichen Bereich. Gemeinsam mit Zach baute er eine Mannschaft auf, von der man in Zukunft noch einiges erwarten kann. Sämtliche Transfers gingen ohne viel Tamtam sauber und ordentlich über die Bühne. Metz schaffte es jedoch nicht die Huskies in der Öffentlichkeit positiv zu verkaufen.Kämpften in jedem Spiel Mit Teilen der recht harmlosen und wahrlich übersichtlichen Medienlandschaft in Nordhessen lebte er auf Kriegsfuß, beschimpfte Journalisten teilweise aufs Übelste. Auch in puncto Vermarktung gelang Metz nicht allzuviel. Das Auswärtstrikot blieb „Werbefreie Zone„ , die Stadionzeitung wurde fast ausschließlich von den Redakteuren, nicht aber vom hochbezahlten Manager vermarktet. Das Managerkarussell dreht sich nun wieder an der Fuldastadt, wer aufspringt den erwartet ein hartes Stück Arbeit, vor und während der Saison 1999/2000 um die sportlich gesteckten Ziele auch wirtschaftlich in trockene Tücher zu bringen. Trotz der guten Leistungen auf dem Eis, blieb ein Boom wie in früheren Jahren gänzlich aus. Die Zuschauerzahlen bewegten sich über weite Strecken in der Saison unterhalb der vorsichtig kalkulierten 4500, erst zum Ende wurde der Schnitt knapp übertroffen. Besonders bitter für die Huskies, daß die teuren Plätze, die Sitzschalen auf Haupt- und Gegentribüne, teilweise nur spärlich besetzt waren. Die Stimmung in der Eishalle war freilich glänzend, die Anhänger knüpften an alte, fast vergessen geglaubte Zeiten an. Das letzte, sportlich unbedeutende Heimspiel gegen Schwenningen wurde zu einem gefeierten Happening, mit Polonäse, Mops und La Ola wie in alten Tagen. Die Fans haben ihren Huskies das Scheitern im Kampf um die Play-Off-Plätze nicht übel genommen. Im Gegenteil, in Kassel wurde gefeiert wie seit der Vizemeisterschaft 1997 nicht mehr. Man war mit Kampf, Einsatz und Leistung auf dem Eis hochzufrieden. Die Plazierung spielte da keine große Rolle.

Quelle: http://www.out-take-film.de

Kader 1998/99