Tau nach Hydecs Pfeife - Tschechoslowake neuer Trainer der ESG Kassel
K a s s e 1. Bei kühlen Sommertemperaturen
begann am gestrigen Abend für die Eishockey-
Mannschaft der ESG Kassel die „heiße" Vorbereilungsphase
auf die kommende, von den Faiis:
mit Spannung erwartete Saison der Oberliga
Nord. Einige Zuschauer hatten sich in der,Kasseler
Eissporthalle eingefunden, um das erste Training
dei „ESG-Cracks" zu beobachten, die erstmals
auch nach der Pfeife eines neuen Trainers
tanzen mußten: .Jaromir Hudec, ein 43jahriger
Tschechoslowake, wird in der kommenden Ober-
ligasaisoh die beschicke der ESG Kassel von der
Bank aus leiten.
Mit Jaromir Hudec hat die ESG erstmals;
einen Trainer verpflichtet, der in
diesem Metier auf eine jahrelange, internationale
Erfahrung zurückblicken
kann. Hudec selbst absolvierte in der
höchsten CSSR-Liga und beim VfL Bad
Nauheim (1968) und EC Deilinghofen
(1969) in der Bundesliga insgesamt
über 600 Erstligaspiele. Der CSSR-Auswahlspieler
erwarb die Lizenz zum
Training einer Erstligamannschaft in der
Tschechoslowakei, war. danach Chef-
Trainer der Junioren einer CSSR-Zweit-
ligamannschaft und im letzten Jahr
coachte Hudec den Nachwuchs des Bundesligisten
ECD Iserlohn.
Damit hat der Vorstand der ESG Kassel ein drückendes Problem läsen können,
aber auch in anderer Hinsicht hat
sich während der. Sommerpause im Kasseler Eishockeylager einiges getan.
Zunächst 'einmal gab es' „innerbe-
triebliche Schwierigkeiten". Eine kleine
Gruppe, von Vereinsmitgliedern stimmte
in' einigen Punkten mit der Marschroute
des geschäftsführenden Vorstandes
nicht ganz überein.
„In persönlichen
Gesprächen, die ich immer für am
fruchtbarsten halte, sind diese Querelen
mittlerweile aber praktisch schon aus
dem Wege geräumt", erklärte dazu der
1. Vorsitzende Dieter Lotz.
Erfreulich haben sich die Dinge auf
dem sportlichen Sektor entwickelt. Wie
uns dazu Eishockey-Obmann Walter
Ernst erklärte, haben mit Torhüter Eichler, (zurück nach Schwenningen)
und Heinrich (nach Frankfurt) zwei
Stammspieler die ESG verlassen. Demgegenüber.
stehen mit dem Bad Nauheimer
Bundesligaspieler. Fauerbach und
dem Freiburger Martin Resch (er absolvierte
Ende der letzten Saison einige
Probespiele) bereits zwei: Neuzugänge
fest. Walter Ernst: „Mit sechs weiteren
Spielern stehen wir noch in Verhandlungen,'
darunter befindet sich auch ein
24jähriger Torwart aus Bayern, der bereits
Zweitligaerfahrung hat." Eventuell,
das räumte der Obmann ferner ein,
werden auch einige Junioren aus Deilinghofen
Ihrem Trainer nach Kassel
folgen.
Was Wunder, daß der ESG Kassel vor
der bevorstehenden, ersten Oberligasaison
nicht bange ist. Ernst: „Ich bin gerne
mit der,Mannschaft in die Oberliga
Nord aufgestiegen, denn die Spiele der
letzten Aufstiegsrunde haben doch gezeigt,
daß wir mithalten können."' Das
Ziel der ESG ist Platz fünf bis sieben -
also der Klassenerhalt." „Damit wir
auch genügend Zuschauer bekommen",
stellte Walter Ernst sachlich fest. .
Nach dem beendeten Hickhack um die
mögliehe Teilung der zweiten .Bundesliga
(es bleibt alles beim alten), sollen
nun am Wochenende in Frankfurt die
Oberliga-Termine festgelegt werden.
Dann, kann die, ESG Kassel endlich
auch die angestrebten Vorbereitungsspiele
gegen den Hamburger SV, Bad
Nauheim. Braunlage und Lauterbach
terminlich festlegen.
HNA vom 18.07.1980
Vorbereitung
Oberliga
Kasseler Eishockey am Scheideweg
Kassel. Sportlich war das Abschneiden
der ESG Kassel in ihrer ersten
Saison in der Oberliga Nord bisher —
fünfter Platz mit 7:3 Punkten - ein
voller Erfolg, finanziell aber baut
sich vor der Kasseler Eislaufgemeinschaft
ein riesiger Schuldenberg auf,
„gut sechsstellig", wie Rüdiger Seehof
gestern bekannte. Nachdem Viktor Klement schon 1979 und Ingo
Groß im Juli dieses Jahres aus dem
Triumvirat des Vorstandes ausgestiegen
waren, verblieb noch Dieter Lotz.
Aber auch dieser hat das ESG-Schiff,
das deutlich Schlagseite hat, verlassen,
und ein Notvorstand wurde etabliert,
der aus dem von 1976 bis Ende
1978 amtierenden früheren ersten
Vorsitzenden Rüdiger Seehof, Georg
Koch und Karl-Werner Schneider besteht.
Dieses Terzett wird wohl bis
zu der im Januar 1981 geplanten
Hauptversammlung hart kämpfen
müssen, um ein „Kentern" zu verhindern.
Die Tatsache, daß weder eine Mitglieder-
noch Hauptversammlung der
ESG in der Amtsperiode des alten
Vorstandes stattgefunden hat, kein
Haushaltsplan erarbeitet und die Einnahmen
nicht mit den viel zu hohen
Kosten abgestimmt wurden, führte zu
der finanziellen Pleite. Die Männer,
die im Notvorstand eingesetzt wurden,
machten die ESG-Mitglieder auf
die nahende Katastrophe aufmerksam
und starteten eine Unterschriftenaktion,
die letztlich den Schlingerkurs
des ESG-Schiffs stoppte.
Publikum, Verein, Stadt Kassel und
nicht zuletzt die drei „Nothelfer" sind
daran interessiert, daß weiter Eishokkey
in Kassel gespielt wird. Man
sucht nach Mäzenen und Förderern,
welche die Finanzlücke schließen, die
bei Aufrechterhaltung des Spielbetriebs
weiter klaffen wird.
Man muß in Kauf nehmen, daß
Spieler, die auf Einhaltung der.vertraglich
zugesicherten Leistungen bestehen,
den Verein verlassen werden.
Eventuell entstehende Lücken hofft
man schließen zu können, da im Eishockey
der Spielermarkt vom
1.-30. 12. „offen" ist.
HNA vom 23.10.1980
Auf der Flucht nach vorn
Wir wagen das Risiko mit
der Flucht nach vorn. Unsere
Hoffnung liegt bei den Zuschauern."
So umreißt Georg
Koch, einer der drei Vorsitzenden
des Notvorstands der ESG
Kassel, die derzeitige Eishokkey-
Situation. Der Notvorstand
besteht seit Oktober 1980.
Er wurde eingesetzt, weil finanziell
nichts mehr ging und
der alte Vorstand die Flucht
ergriffen hatte, über das „Warum"
wird zur Zeit noch der
Mantel des Schweigens gehüllt.
Erst auf der Mitgliederversammlung
Mitte Januar werden
die Vereinsmitglieder über
die wirkliche finanzielle Situation
aufgeklärt.
Der Notvorstand will alle
drei Kanadier behalten. Koch:
„Wir haben eine zu dünne
Spielerdecke. Und die Kanadier
sind die Leute, auf die wir bauen."
Deswegen will der Verein
auch in der nächsten Saison
versuchen, Shane Tarves zu
halten und die Mannschaft
weiter zu festigen.
Am Idealismus der Spieler
wird es nicht scheitern. Koch:
„Die Spieler insgesamt haben
es ermöglicht, daß der Verein
nicht abrutschte. Sie waren zurückhaltend
mit ihren Aufwandsentschädigungen
und haben
keine Forderungen an den
Verein gestellt."
Trotz der unsicheren Situation
nehmen die Spieler Löggow
und Konecki mehrmals in
der Woche die weite Anfahrt
aus Dortmund, Feuerbach aus
Bad Nauheim, auf sich, um bei
der ESG mitzumachen.
Auch die Firma, von der die
ESG die Halle gemietet hat,
war, so Koch, „in vielen Bereichen
sehr entgegenkommend".
Allerdings darf nicht verschwiegen
werden, daß die
Hallenmiete und die 25 Prozent
Zuschauerprovision für einen
kleinen Verein eine enorme
finanzielle Belastung darstellen.
Doch Koch: „Bis jetzt
waren wir in der Notvorstands-
Zeit noch mit keiner Mark in
den roten Zahlen. Das geht
auch auf die Initiative eines
Privatmanns zurück."
Bleibt nur zu hoffen, daß der
Verein es auch weiterhin
schafft, sich sportlich und finanziell
nach oben zu orientieren.
HNA vom 02.01.1981
Vorrunde Oberliga Nord
Die besten 8 Team qualifizierten sich für die Endrunde der Oberliga Nord.
Klub
Sp
S
U
N
Tore
Punkte
1
Hamburger SV
22
21
0
1
158:64
42:2
2
EC Hannover
21
18
1
2
173:58
37:5
3
Eintracht Frankfurt
22
16
2
4
163:77
34:10
4
WSV Braunlage
21
12
0
9
154:101
24:18
5
ESG Kassel
22
11
1
10
119:117
23:21
6
EC Nordhorn
22
10
2
10
114:128
22:22
7
Neusser SC
22
8
4
10
145:134
20:24
8
Grefrather EC
22
8
2
12
106:117
18:26
9
Berliner FC Preussen
22
8
2
10
116:141
18:26
10
GSV Moers
22
5
0
17
97:179
10:34
11
VERC Lauterbach
22
4
0
18
69:177
8:36
12
ERC Ludwigshafen
22
3
0
19
65:186
6:38
Endrunde Oberliga Nord
Die Teilnehmer auf Platz 1 bis 4 sind zusammen mit den besten 4 Teams der Oberliga Süd für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga qualifiziert.
Klub
Sp
S
U
N
Tore
Punkte
1
Hamburger SV
14
11
2
1
109:57
24:4
2
EC Hannover
14
10
2
2
103:38
22:6
3
ESG Kassel
14
7
1
6
85:75
15:13
4
Eintracht Frankfurt
14
6
1
7
74:74
13:15
5
WSV Braunlage
14
5
3
6
77:77
13:15
6
Neusser SC
14
4
3
7
58:107
11:17
7
Grefrather EC
14
3
2
9
55:83
8:20
8
EC Nordhorn
14
2
2
10
61:111
6:20
Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga
Die Teilnehmer aus der Oberliga Nord und der Oberliga Süd wurden gemischt und in 2 Gruppen eingeteilt.
Der Gewinner der jeweiligen Gruppe stieg in die 2. Bundesliga auf.