Der Lac im Park Wilhelmshöhe

Einen traurigen Anblick
bietet der Lac im Park Wilhelmshöhe für die Wintersportler, die sich im Geiste bereits mit Schlittschuhen über die feste Eisdecke des Teiches flitzen sahen. Das Wasser wurde beim Abfischen abgelassen. Ueber den Winter soll der Lac auch leer bleiben, damit der Schlamm, der sich stellenweise bis zu einer Höhe von eineinhalb Metern abgelagert hat, gut austrocknen und im Frühjahr leichter abtransportiert werden kann. Etwas verstört watscheln die Enten durch den weichen Matsch, um noch schnell vor dem ersten Frost die besten Happen aus dem Teich zu fischen. Auch andere kleine Jäger schauen scharf nach Beute aus. Zwei Kasseler Dreikäsehochs, bewaffnet mit Gummistiefeln und Eimern, wagten sich zunächst zögernd in die schwammige Masse, um die zahlreich auf dem Grunde des Lacs herumliegenden Teichmuscheln, die das abfließende Wasser freigegeben hat, in der Nähe des Ufers aufzusammeln und den übelriechenden Fang im Triumph nach Hause zu schleppen, wo ihn die wohl weniger begeisterten Eltern wahrscheinlich dem Mülleimer anvertrauen werden. Quelle: HNA vom 23.11.1964

Nochmals: Der Lac - Frau Marta Wilke, Kassel-Wilhelmshöhe, Anthoniweg 12, schreibt uns zur Trockenlegung des Lac:

Warum läßt die Stadt sich nur alles entgehen, was zu ihrem Ansehen beitragen könnte? Welcher Stadt steht wohl noch einmal solch eine Eisbahn zur Verfügung mit der bezaubernden Kulisse von Park, Schloß und Herkules? Dazu die unvergleichliche Wilhelmshöher Luft! Was in Kassel ansonsten für die Schlittschuhläufer getan wird, ist beschämend und hinreichend bekannt. Ich kenne keine Stadt von Kassels Bedeutung, die ohne gepflegte Eisbahn wäre. Es müßte doch möglich sein, bei den verantwortlichen Stellen zu erreichen, daß der Lac noch vor dem Frost wieder vollläuft. Dank und Freude aller Eisläufer wären groß." Quelle: HNA vom 01.12.1964

Als Ersatz für den Lac: Die Stadt will eine Eisbahn anlegen

Kassel (t). Die Stadtverwaltung bedauert, daß ohne ihr Wissen das Wasser aus dem Lac im Schloßpark Wilhelmshöhe abgelassen wurde und der See in diesem Winter den Schlittschuhläufern nicht zur Verfügung steht. Das wurde am Donnerstag im städtischen Presseamt betont und ferner darauf hingewiesen, daß der Lac nicht der städtischen Verwaltung, sondern der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (Bad Homburg) untersteht. Zur Zeit werden im Rathaus Möglichkeiten geprüft, wie mansden Schlittschuhläufern Kassels einen Ersatz geben kann. Mari will ihnen auf jeden Fall helfen. In der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag wird der Magistrat bekanntgeben, wie und wo schnell auf städtische Kosten eine Eisfläche geschaffen werden kann. Quelle: HNA vom 04.12.1964

Auch auf dem Fontänenteich vorerst kein Eislauf möglich - Ohne Wissen der Stadt mit Reparatur der Rohrleitung begonnen

Kassel (red). Die Kasseler Jugend wird in diesem Winter voraussichtlich im Wilhelmshöher Park nicht Schlittschuh laufen können. Nachdem zuvor schon der Lac, die traditionelle Eislauffläche der Kasselaner, abgelassen worden war, hat die Staatliche Verwaltung der Schlösser und Gärten in Bad Homburg vor etwa 14 Tagen mit der Reparatur der Rohrleitung im Großen Fontänenteich begonnen. Der Teich wurde abgelassen. Nach Auskunft der Außenstelle Kassel der Staatlichen Verwaltung wird die Reparatur längere Zeit in Anspruch nehmen. Es ist deshalb unwahrscheinlich, daß der Fontänenteich vor dem Ende der Frostperiode für den Eislauf freigegeben werden kann.

Abgelassen wurde der Fontänenteich nur wenige Tage nachdem Stadtrat Georg Wündisch vor dem Stadtparlament bekanntgegeben hatte, die Fläche werde für den Schlittschuhlauf an Stelle des Lac zur Verfügung stehen. Wie dazu vom Rathaus erklärt wird, waren der Erklärung Wündischs Verhandlungen zwischen Stadtrat Dr.-Ing. Wolfgang Bangert und dem Direktor der Staatlichen Verwaltung der Schlösser und Gälten, Dr. Heinz Biehn, vorausgegangen. Dabei hatte Dr. Biehn auf die Gefahr hingewiesen, daß die Fontänen-Anlage durch die Schlittschuhläufer beschädigt werden könnte. Die Stadt hatte diesen Einwand dadurch aus dem Wege geräumt, daß sie anbot, auf städtische Kosten ein Schutzgitter anzubringen. Im Rathaus bedauert man, daß Dr. Biehn bei dieser Gelegenheit jedoch kein Wort über die unmittelbar bevorstehende Reparatur geäußert habe. Angeblich hätten die Arbeiten aus haushaltsrechtlichen Gründen noch in diesem Jahr begonnen werden müssen. Die Stadtverwaltung bemüht sich weiterhin, Eislaufflächen zu schaffen. Vorläufig ist die Eisbahn, die das Sportamt der Stadt in Zusammenarbeit mit der neugegründeten Eishockey- und Eislaufabteilung des ESV Jahn auf den Tennisplätzen dieses Vereins im Aschrottpark angelegt hat, täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr für die Allgemeinheit gegen Entrichtung eines kleinen Obolus freigegeben worden. Bei anhaltender kalter Witterung soll auch das Feuerlöschbecken in der Goetheanlage für den Schlittschuhsport hergerichtet werden. Quelle: HNA vom 31.12.1964