Dr. Wolf Jöckel

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Arzt, Autor, Eishockey-Fan Wolf Jöckel wird heute 80 Jahre alt


Der Mann hat es im Kopf, in den Händen und in den Beinen. Er hat etwas zusagen und zu schreiben, er packt an und hilft, er läuft und fährt bekannte Pilgerrouten ab. Wenn also Dr. Wolf Jöckel heute in Bad Wilhelmshöhe die Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstag entgegennimmt, dann wird so mancher in Kassel sagen: Den kenn’ ich doch. Bekannt ist Jöckel vor allem als Arzt. Bevor der gebürtige Berliner über Battenberg/Eder 1976 nach Bettenhausen kam, wo er mit seinem Vater in der eigenen Praxis für Chirurgie und Unfallchirurgie vielen Patienten mit feiner Hand (erste)Hilfe leistete, hatte er in der Marine gedient, in Heidelberg, Marburg und Hannover seinen beruflichen Weg beschritten. Bald schon wurden die Räume an der Leipziger Straße zur Anlaufstelle auch für Kasseler Eishockeyspieler. „Erwin Forster, ein Verteidiger, kam privat als Patient. Er war der erste Spieler. Und so entstand der Kontakt“, sagt Jöckel. Der Weg zum Mannschaftsarzt der Puckjäger war dann kurz. Nach der Erstversorgung in der Halle noch während oder nach den Spielen der damaligen ESG wurden in der Tages-Klinik aber nicht nur Wunden und Verletzungen verarztet. Der „Chirurg aus Leidenschaft“, so Jöckel über Jöckel, kümmerte sich auch ums Seelenheil der Sportler und ihrer Familien. Unterstützt von seinem weiblichen Personal, was sogar in eine Ehe mündete. Denn bei „Doktor J“ ging es auch ums Heimweh zumeist nordamerikanischer Spieler. Er selbst knüpfte in stundenlangen Telefonaten nach Übersee viele Kontakte zu Spielern und ihren Beratern wie Roly Thompson. Mit Eric Thurston, Jayson Meyer, Mike Millar und Brian Hills, aber auch Kuki Dvorak, Jiri Novak, Martin Gebel, Matthias Kolodziejczak und vielen mehr waren es auch einige Top Leute, die der Arzt nach Kassel lotste– zum Teil auch mit eigenem finanziellen Engagement. „Diese Jungs sind nie langweilig, ich mag ihre Mentalität“, zitierte ihn die HNA. „Sie sind keine Mimosen, wie sooft Fußballer. Sie wollen sich nicht wochen- oder monatelang auskurieren, sondern schnell zurück aufs Eis“, sagte der Arzt, der sich gern als „Graue Eminenz des Kasseler Eishockeys“ bezeichnen ließ. Mehr als zehn Jahre währte Jöckels Engagement im Eishockey – nie öffentlich, immer im Hintergrund. Seither ist er nur noch gelegentlich in der Eishalle zu sehen mit Sohn Markus. Den alten Arztkoffer indes nutzt der zweite Sohn Jens-Arne als Mannschaftsarzt beim Schweizer Drittligisten EHC Seewen. Vom Spiel ist Senior Jöckel fasziniert, ihn selbst aber reizten Schlittschuhe, Schläger und Puck nicht. Lieber schwang er sich später aufs Rad, unternahm ausgedehnte und sportlich anspruchsvolle Touren zur Fitness auf Mallorca und absolvierte auf einem Mountainbike 2008 den Jakobsweg in Spanien. Nach einer folgenschweren Kollision mit einem LKW bekam das dann eine neue Note: Der Kasseler Arzt wurde zum Pilger und schrieb darüber. Gut beraten von Kinderbuchautorin Roswitha Jöckel-Nocke, seiner Frau seit 1969. Inzwischen sind fünf Bücher von ihm erschienen, zwei davon wurden auch ins Spanische übersetzt. Ein Tagebuch, Reiseberichte, aber auch eine historische Erzählung und eine Novelle. Den Erlös aus ihrem Verkauf stiftet er einem Benediktiner-Kloster am Jakobsweg in den Bergen hinter Léon, der bis heute gertenschlanke Jubilar, der es im Kopf hat, in den Händen und den Beinen.