Fr. 28.10.1983 - 20:00 Uhr EC Braunlage - ESG Kassel 4:4 (2:1/0:1/2:2): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Januar 2021, 14:00 Uhr
EC Braunlage - ESG Kassel 4:4
Der Schläger von Cary Cummins
sauste am Freitagabend im hohen Bogen
aus der halboffenen Braunlager
Halle hinaus in die Finsternis, Flüche
sprudelten den Kasseler Spielern
über die Lippen und Trainer Frycer
raufte sich die Haare. 104 Sekunden
vor der Schlußsirene bestraften ausgerechnet
der Ex-Kasseler Graf und
im Nachschuß Meister einen Fehler
des sonst so souveränen Abwehrstrateges
Jarocki mit dem 4:4-Ausgleichstreffer,
der die ESG-Cracks
einen durchaus möglichen Sieg kostete.
„Können wir denn nicht einmal
60 Minuten lang ohne Fehler durchspielen?"
fragte Frycer entnervt nach
Spielschluß. Doch schon wenige Minuten
später sah er das Ganze mit
anderen Augen. „Uns haben heute
zum Sieg nicht 104 Sekunden, sondern
zwei Jahre gefehlt", spielte der
Tscheche auf die Unerfahrenheit der
jungen Kasseler Garde an.
Aber eben diese jungen Burschen
machten Coach, Vorstand und den
wenigen mitgereisten Kasseler Fans
in Braunlage viel Freude. Der zweite
Block mit Schödl und Fabig in der
Verteidigung sowie den Stürmern
Gebel, Hager und dem mit 24 Jahren
in dieser Formation ältesten, Peter
Kouba, war das Trumpf-As an diesem
Abend. Zunächst stoppen vor
allem Gebel und Hager immer wieder
die Angriffsversuche des dunkelhäutigen
ECB-Torjägers Marson, später
wirbelten sie mit rasant vorgetragenen
Attacken ein ums andere Mal die
längst nicht sattelfeste Abwehr der
Harzer gehörig durcheinander. Vor
allem im Mitteldrittel, als Frycer das
Forechecking verstärken ließ und
das zu Beginn etwas vorsichtigere
System aufgab, verhinderte Braunlages
Super-Torwart Wojtynek größeren
ESG-Erfolg. In dieser Phase war
für die Nordhessen sicher mehr drin
als lediglich der Ausgleich zum 2:2
durch Gebel nach 35 Minuten.
Das taktische Konzept der BlauWeißen
schien dennoch aufzugehen,
als Tarves und später Fabig die ESG
in Front schössen. .Wir haben hervorragend
gekämpft und die Braunlager
40 Minuten lang unter Druck
gesetzt, da mußte die Abwehr einfach
anfällig für unsere Angriffe werden",
meinte Frycer.
„Wir haben am Ende alles auf eine
Karte gesetzt und mit Glück, vor allem
aber mit der Unterstützung
durch unsere Fans noch einen Punkt
gerettet", war's ECB-Spielertrainer
Eugen Niesporek zufrieden. Der
langjährige Freund und Schüler Frycers
wollte seinen „Lehrherrn" erstmals
bezwingen, aber obwohl er sich
.diesmal ganz sicher" war, gelang es
nicht. „Vielleicht klappfs beim
nächsten Mal", zwinkerte Frycer
dem Braunlager zu. Oder meinte er
mehr die eigene Truppe?
Vor ausverkauftem Haus (2 500
Zuschauer) wurde in Braunlages
deutlich, daß Tarves sein Tief scheinbar
überwunden hat. Wie schon im
letzten Training schoß der Torjäger
wieder wesentlich plazierter als noch
vor Wochenfrist und war zweimal
erfolgreich. Besonderes Lob heimste
einmal mehr auch Torwart Ralf Eichler
ein, der seinem Gegenüber
Wojtynek in nichts nachstand und
eine erstklassige Leistung bot. .Das
war eine schöne Überraschung für
mich", freute sich Frycer über die
tollen Reflexe des Keepers. Andererseits
ist für zwei ESG-Akteure die
zweite Bundesliga derzeit eine Nummer
zu groß: die unbeweglichen
Bauerreiß und Jochinke werden sich
vermutlich etwas einfallen lassen
müssen, wenn sie auf längere Sicht
im Kader bleiben wollen. In der Form
vom Freitag wird der Trainer jedenfalls
ihre Aufstellung ein weiteres
Mal wohl nur schwerlich rechtfertigen
können.
Torfolge:
1:0 (2.)Guzowski (Marson),
1:1 (4.) Tarves (Cummins - 4:5),
2:1
(6.) Sommer (Meister - 5:4),
2:2 (35.)
Gebel (Hager),
2:3 (48.) Tarves, 3:3
(49.) Harbich,
3:4 (56.) Fabig (Hager),
4:4 (59.) Meister (Graf).
Quelle: HNA