Probleme vor dem Eishockey-Debüt
Die „Korsettstangen" fehlen noch im Regionalligateam der ESG
Zweimal in der Woche,
Montag und Donnerstag
nach 22 Uhr, gehört die Kasseler
Eishalle jenen „Mannen", die ab
Herbst iür eine echte Bereicherung
auf der nordhessischen
Sportszene sorgen wollen: Den
Eishockey-Cracks der ESG Kassel,
die in einem knappen halben
Jahr ihre Regionalliga-Premiere
feiern wollen!
Nach mehrmonatigem Training hat
der eifrige, 18köpfige A-Kader bereits
derartige Fortsehritte zu verzeichnen,
daß Obmann Viktor Klement fast schon
ins Schwärmen kommt. „Wahrscheinlich
haben wir bald jene Spielstärke, um in
der Regionalliga mithalten zu können,
doch auf Experimente wollen wir uns
nicht einlassen", meint Klement. Zusammen
mit dem Vorsitzenden Rüdiger
Seehof und Sportwart „Hello" Spohr
bildet er ein Dreiergespann, das mit
Idealismus, Hartnäckigkeit (und ohne
viel Geld!) schon Erstaunliches geleistet
hat. '
Keine Experimente wagen, das heißt,
auf keinen Fall zum Regionalliga-Prügelknaben
werden: „Wir benötigen
noch einige Korsettstangen, erfahrene
Spieler, die der Mannschaft Rückhalt
geben", sieht Rüdiger Seehof die derzeitige
Situation. Und vor allem will
man nicht jene Sportbegeisterten aus
dem Großraum Kassel enttäuschen, die
mit dem Start einer Regionalligamannschaft
in die Punkterunde zum Teil ho->
he Erwartungen verknüpfen.
„Wenn man bedenkt, daß eine normale
Ausrüstung für einen Spieler
schon fast 2000 Mark kostet und man
die weiten Fahrten, die in der Regionalliga
auf uns zukommen, mit in die
Rechnung einbezieht, läßt sich leicht
absehen, welch hohe finanzielle Belastungen
auf uns zukommen", meint
Seehof im Hinblick auf die notwendige
Verstärkung der Mannschaft.
Aus dem B-Kader (26 Spieler) und
dem C-Kader (25) kann man erst in einigen
Jahren Verstärkung erwarten.
Nachwuchsarbeit konnte bisher nicht
betrieben werden, da bis zum Hallenbau
die Voraussetzungen fehlten. Die
Jugendarbeit wird aber künftig eir\en
hohen Stellenwert besitzen. „Wir haben
schon etliche Talente. Bei der begrenzten
Kapazität von Halle und Trainingszeiten
kommen allerdings nur gute oder
gar sehr gute Schlittschuhfahrer in Frage",
meinte Sportwart Spohr.
„Wir sind nun gezwungen, innerhalb
kurzer Zeit aus dem Nichts heraus eine
schlagkräftige Truppe auf die Beine zu
stellen, das ist unsere Schwierigkeit",
schildert Seehof die Lage. Bisher reichten
die Mittel gerade, um einen leistungsstarken
und dazu noch jungen
Torwart zu verpflichten. Er kommt vom
VERC Lauterbach, dem „Nachbarverein"
in 100 km Entfernung.
Ideen und Pläne, die sich auf realistischer
Basis bewegen,' sind bei der ESG
keine Mangelware, doch bisher scheiterte
die Verwirklichung an den finanziellen
Möglichkeiten. Seehof: „Wir sind
sicher, daß unsere Mannschaft Förderer
findet, wenn der sportliche Einstieg
gut gelingt. Doch gerade diese Unterstützung
müßten wir jetzt haben, um
den erfolgreichen Anfang zu gewährleisten",
schildert Seehof das Problem.
Gerd Holzboch Quelle: HNA vom 20.5.77
Die ESG muß weit reisen - Kassels Eishockey-Team in der Regionalliga West
Kassel (hhe).'In Hannover wurden am
Wochenende die Weichen für die sportliche
Zukunft der Eissportgemeinschaft
(ESG) Kassel gestellt. Die Kasseler Eishockeymannschaft
wurde der Regionalliga
West zugeteilt und trifft in Vorunde und
Rückrunde auf HC Zweibrücken.
VERC Lauterbach, BRSC Bielefeld, GSV
Moers und den EC Nordhom.
„Gott sei Dank", kommentierte Viktor
Klement von der ESG die Eingliederung
in diese relativ ausgeglichene Gruppe,
„wenn wir auch weite Anfahrten haben".
Den Auftakt bildet am 23.10. das
Spiel in Zweibrücken, dessen Team als
Favorit dieser Gruppe gilt. Das erste
Heimspiel trägt die ESG am Sonntag,
30. Oktober, um 15.45 Uhr gegen BRSC
Bielefeld aus.
Die Regionalliga (3 Gruppen) ist die
vierthöchste (und unterste) Klasse hinter
1. Bundesliga, 2. Bundesliga und
Oberliga. Nach Vor- und Rückrunde
spielen die beiden Besten aus den Regionalliga-
Gruppen Nord und West zusammen
mit den sechs am schlechtesten
plazierten Mannschaften der Oberliga
Nord/West in einer Zehnerrunde jene
sechs Teams aus, die im folgenden
Jahr die Oberliga ergänzen.
Mit Michel, Daubertshäuser, Langsdorff,
Trapp, Lutze. Spielertrainer Coutu
Robertson und dem tüchtigen Torhüter
Ortstadt besitzt die Kasseler Mannschaft
ein „Rückgrat", mit dem sie zu
bestehen hofft. Im „Schnitt" werden
pro Heimspiel 500 Zuschauer notwendig
sein, um auch finanziell einigermaßen
über die Runden zu kommen.